Qualvolle Tierversuche für sichere Lebensmittel?

Warum werden Tierversuche für Lebensmittel überhaupt durchgeführt?

Im Tierschutzgesetz ist festgelegt, zu welchem Zweck und unter welchen Vorraussetzungen Tierversuche durchgeführt werden dürfen. Zu den zulässigen Zwecken zählen beispielsweise die Grundlagenforschung sowie die Sicherheitsprüfung von Arzneimitteln und Chemikalien.1 Doch auch neuartige Lebensmittel (Novel Food), gentechnisch veränderte Organismen sowie Lebensmittelzusatzstoffe werden häufig an Tieren getestet. Dabei handelt es sich meist um sogenannte Toxizitätstests.2 Das Ziel dieser Tests ist es, die Unbedenklichkeit von bestimmten Lebensmitteln für den Verbraucher zu gewährleisten.3

Bei Zusatzstoffen, welche häufig künstlich hergestellt werden, verlangen die deutschen Zulassungsbehörden den entsprechenden Nachweis, dass diese undenklich sind. Dies wird in der Regel mit Tierversuchen ermittelt. Für gentechnisch veränderte Pflanzen werden entsprechende Tierversuche sogar vom EU-Recht vorgeschrieben. Seit 2018 müssen auch Novel Food Produkte auf diese Weise in der EU auf eventuell gesundheitliche Risiken für den Verbraucher untersucht werden.3

Wie laufen diese Tierversuche ab?

Tierversuche für Lebensmittelsicherheit werden meisten an Ratten oder Mäusen durchgeführt. Die Anatomie, die Organstrukturen und die Art der Nahrungsaufnahme dieser Tiere sind ähnlich der des Menschen.4

In der Regel erstreckt sich ein Toxizitätstest über 90 Tage. Dabei wird die zu untersuchende Substanz ins Trinkwasser oder Futter gemischt. Es kommt aber auch vor, dass der zu untersuchende Stoff zwangsweise direkt in den Magen der Tiere gepumpt wird. Diese Zwangsernährung stellt für die Tiere eine große Qual dar. Am Ende der Versuche werden die Nagetiere getötet, um deren Organe auf mögliche unerwünschte Veränderungen hin zu untersuchen.3

Tierversuche – ein moralisches Dilemma

Tierversuche dürfen nur dann durchgeführt werden, wenn sie zur Beantwortung wissenschaftlicher Fragen unerlässlich sind. Außerdem muss eine Güterabwägung zwischen dem erwartenden Erkenntnisgewinn und dem erwartenden Leid der Tiere als ethisch vertretbar erscheinen.1

Allerdings gelten Fütterungsversuche an Tieren für die Ermittlung der Lebensmittelsicherheit als ethisch fragwürdig, da sie den Tod und das Leid von Tieren für den rein kommerziellen Zweck in Kauf nehmen.3 Hinzu kommt, dass Ergebnisse der Toxizitätstests nicht einfach auf die Reaktionen beim Menschen übertragen werden können, da die physiologischen Unterschiede zwischen Mensch und Nagetier einfach zu groß sind.2 Tierversuche bringen somit nicht – wie häufig angenommen - den sicheren Beweis, das Lebensmittel oder andere Substanzen wirklich unschädlich für den Menschen sind. Sie belegen lediglich, dass diese für Nagetiere ungefährlich  sind.3,5

Gibt es Alternativen zu Tierversuchen?

Zum Einen gibt es in vitro Modelle, welche anhand von Labortests die Auswirkungen von toxischen Substanzen auf bestimmte Zelltypen messen.4,6 Zum Anderen können in sogenannten in silico Verfahren mit Hilfe von Computersimulationen Aussagen zu toxikologischen Auswirkungen von bestimmten Substanzen auf den menschlichen Organismen vorausgesagt werden. 6 Allerdings finden diese Alternativmethoden in vielen Fällen noch keine Anwendung.

 

Einzelnachweise:

https://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zu_tierversuchen_und_alternativmethoden-196366.html

https://www.peta.de/themen/tierversuche-produktentwicklung/

https://www.tierschutzbund.de/information/hintergrund/tierversuche/lebensmittel/

https://www.foodunfolded.com/de/artikel/lebensmitteltests-an-tieren-fragt-den-experten

https://www.duunddastier.de/ausgabe/friss-und-stirb/

https://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/alternatives-animal-testing

 

Tags: Tierwohl

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